HOBOS – hier kann jeder Bienenforscher sein

Geposted von Samuel Ilg Samuel Ilg |
HOBOS – hier kann jeder Bienenforscher sein
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    hobos

    Faszination Honigbiene: Seit weltweit ins Bewusstsein rückt, wie wichtig Bienen für das Ökosystem und die menschliche Nahrungsgewinnung sind, suchen viele Menschen mehr Informationen zu den fleißigen Insekten. Auch die Anzahl der wissenschaftlichen Studien rund um Bienen und Honig hat sich im vergangenen Jahrzehnt mehr als verdoppelt. Um den auflebenden Forschergeist zu unterstützen, will die Lernplattform HOBOS interessierten Laien und Wissenschaftlern den Einblick in das Leben der Bienen erleichtern. Beegut unterstützt HOBOS im Rahmen unseres monatlichen Spendenprogramms.

    Was ist HOBOS?

    HOBOS jürgen tautz

    HOBOS steht für Honeybee Online Studies und ist ein interaktives Bildungsportal an der Uni Würzburg, welches Daten und Fakten zur Honigbiene an Schüler, Wissenschaftler und alle anderen Bienenfreunde vermittelt. Weltweit erhält jeder Nutzer freien Zugang zu Live-Videos, Messwerten und weiteren Lerninhalten. Ins Leben gerufen wurde das Non-Profit-Projekt im Jahre 2009 von Professor Jürgen Tautz, der als einer von Deutschlands führenden Honigbienen-Experten auch Autor zahlreicher Publikationen ist. Sein Buch „Phänomen Honigbiene“, das er gemeinsam mit Helga R. Heilmann verfasste, wurde bislang in 17 Sprachen übersetzt. 

    Während seines 10-jährigen Bestehens erhielt die Plattform HOBOS bereits mehrere Auszeichnungen; unter anderem die als „offizielles Projekt der UN-Weltdekade Bildung für nachhaltige Entwicklung“ der UNESCO. 

    Welche Daten stellt HOBOS bereit?

    Kern des Projekts sind mehrere High-Tech-Bienenstöcke, in denen rund um die Uhr Videoaufnahmen erstellt und Messdaten abgenommen werden. Hier ermitteln Wärmebildkameras und Sensoren die Frequenz der Ein- und Ausflüge, das Gewicht des Bienenstocks sowie Temperaturwerte und die Luftfeuchtigkeit. Sämtliche Daten werden archiviert und stehen jedem Interessierten zur Auswertung zur Verfügung. Gleichzeitig können Nutzer den Stockeingang und die Wabengasse des Bienenstocks jederzeit per Video-Livestream einsehen. Prägnante Ereignisse wie das Verhalten der Bienen während einer Oxalsäurebehandlung oder die Futterweitergabe zwischen den Insekten stehen ebenfalls als Video zur Verfügung. Auf diese Weise macht HOBOS Wissenschaft und Forschung öffentlich möglich, ohne dass ständig Bienenvölker durch Messungen in ihrem natürlichen Lebensablauf gestört werden. Wissenschaftler und interessierte Laien können die HOBOS-Daten für eigene Fragestellungen nutzen und verwerten. Da das Portal die Informationen anschaulich in Grafiken aufbereitet, eignen sie sich optimal für den Unterricht.

    Aktuell unterhält HOBOS Mess-Bienenstöcke in Würzburg, Bad Schwartau, Bournemouth und auf Gut Dietlhofen in Weilheim.

    HOBOS bringt Bienen in die Schule

    Zusätzlich zur Möglichkeit des freien Forschens bereitet die Lernplattform das Bienenwissen schülerfreundlich auf. Hier stehen Lernmodule zu verschiedenen Themen zur Verfügung; ein eigens angelegtes Lexikon erklärt die Fachbegriffe der Bienenwelt. Doch Professor Tautz geht noch einen Schritt weiter, indem er lebende Bienen an die Schulen bringen möchte. Aus HOBOS geht die Stiftung we4bee hervor, in der ein Netzwerk 100 kleiner Bienen-Forschungsstationen etabliert wird, um die sich jeweils Schulen, Universitäten oder Firmen bewerben können.

    Bienen-Experte Tautz folgt damit seiner Devise, dass Menschen ihre Erkenntnisse stets selbst gewinnen müssen.

    „Die Menschen werden täglich mit neuen Informationen bombardiert, so dass man sich bemühen muss, Wissen nicht nur verständlich zu vermitteln, sondern auch echtes Interesse zu wecken“, erklärt er im Interview mit Planet Wissen.

    Bienen bieten fachübergreifende Lerninhalte

    HOBOS-Gründer Tautz kritisiert das Schubladendenken, das in vielen Schulen vermittelt werde. Die Kinder würden lernen, „dass Mathematik zu Mathematik gehört und Physik in die Physik“. Damit fehle ein Heranführen an komplexe Systeme und schlussendlich auch die Erkenntnis, dass weltweit alles miteinander zusammenhängt. Auch wir Menschen seien wie die Biene im Bienenstaat nur ein Teil des Ganzen, betont Tautz. 

    In diesem Sinne bietet HOBOS Lehrern und Schülern nicht nur Lerninhalte zur Biologie. Anhand der Biene lässt sich auch Wissen aus Chemie, Physik und sogar Mathematik vermitteln – zum Beispiel die mathematisch perfekten Eigenschaften der sechseckigen Honigwabe. Sie vereint den Anspruch, ein lückenloses Muster zu entwickeln mit dem maximal möglichen Honig-Inhalt.

    Die Technik passt sich der Bienen-Forschung an

    Die Experten von HOBOS konnten auch maßgeblich zur Entwicklung neuer Mikrofone beitragen, welche die Vielfalt der Bienentöne besser widergeben als konventionelle Modelle. Auf der vergangenen BUGA ermöglichte es diese Innovation den Besuchern mittels einer APP, live in den Bienenstock hineinzuhören und zu erleben, dass ein Summen durchaus unterschiedliche Nuancen besitzt. Während der Entwicklung stießen Ingenieure und Wissenschaftler allerdings auf Herausforderungen, denn Bienen neigen dazu, jeden Fremdkörper in ihrer Umgebung mit dem „Bienenkitt“ Propolis zu ummanteln. Mithilfe von speziell designten Führungsrohren und gegen Lärm widerstandsfähigen Mikrofonkapseln gelang es schließlich, neben dem Kamera-Auge auch ein Ohr von außerordentlicher Qualität im Bienenstock zu positionieren.

    Das Projekt BEEtrees - Zurück zu den Ursprüngen

    beetrees bienen forscher

    Bei allen technischen Möglichkeiten der Gegenwart interessieren sich die Würzburger Forscher nicht minder für die natürlichen Lebensbedingungen der Honigbiene. Das Projekt BEEtrees erfasst dabei die Häufigkeit und die geografische Verteilung, mit denen europäische Honigbienen in einer natürlichen Umgebung nisten. Denn unsere westliche Honigbiene ist ursprünglich ein im Wald lebendes Insekt, das als Wildtier Baumhöhlen besiedelt. Das Ungewöhnliche am Forschungsansatz: Seit in den 1970er Jahren die Varroamilbe nach Europa eingeschleppt wurde und die Zahl der von Imkern gehaltenen Bienenvölker drastisch sank, erwarteten Fachleute, dass alle wild lebenden Honigbienen in Deutschland ausgestorben seien. Bei einer Kartierung von Bienenvölkern im Hainich Nationalpark und im Biosphärengebiet Schwäbische Alb, konnten die Doktoranden Patrick Laurenz Kohl und Benjamin Rutschmann zeigen, dass diese Befürchtung nicht zutrifft. Im Gegenteil: Wilde Honigbienen besiedeln mit der Zeit sogar Baumhöhlen, die tief im Wald liegen und fügen sich dabei nahtlos ins heimische Ökosystem ein. 

    Der Specht zimmert Natur-Bienenwohnungen

    bienen baumhöhle

    Bienen leben häufig in den großen vom Schwarzspecht geschlagenen Höhlen und konservieren sie mit Propolis, was den Zersetzungsprozess des Baumes bremst. Potenzielle Nachmieter haben so einen besseren Start und am Höhlenboden lebende Gliederfüßer freuen sich über im Bienenstaat abfallende Stoffe. Da diese natürlichen Nester kaum etwas mit den Bienenbeuten konventioneller Imker zu tun haben, interessieren sich die Wissenschaftler für ihr Mikro-Ökosystem und den Gesundheitsstatus wild lebender Honigbienen. Sie könnten sogar besser gegen den Parasitendruck gerüstet sein als ihre beimkerten Artgenossen, weil sie durch das Schwärmen kleiner bleiben und Brutpausen einlegen. Zudem erschweren die weiten Entfernungen zwischen den Völkern eine Krankheitsübertragung. Die Würzburger Forscher vermuten, dass in Deutschlands Waldgebieten mehrere Tausend versteckte Bienenvölker leben, die der Mensch bislang aufgrund ihrer abseitsgelegenen Nisthöhlen nicht bewusst wahrnahm.

    Ist die heimische Honigbiene ein schützenswertes Wildtier?

    wild lebende bienen wald baumstamm

    Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder konstatiert wurde, dass die Honigbiene den Imker zum Überleben brauche, will das Projekt BEEtrees zum ersten Mal überhaupt Daten über die wild lebenden Völker sammeln und dadurch erörtern ob unbeimkerte Bienenvölker in den europäischen Wäldern überleben können. Sind ihre Populationen stabil? Welche Faktoren beim Nistplatzangebot, der Nahrungsverfügbarkeit, Raubtieren oder Krankheiten begrenzen ihre Überlebensfähigkeit? Anhand der Forschungsergebnisse ließe sich auch entscheiden, ob unsere heimische Honigbiene den Schutzstatus eines Wildtieres verdient. Nach der Arbeit in Deutschland wollen die Forscher das Projekt auf andere europäische Länder mit großen Waldgebieten ausdehnen. 

    Wir unterstützen HOBOS

    Um die Finanzierung des Vorhabens zu sichern, suchen die Initiatoren aktuell Spender und Kooperationspartner. Auch wir unterstützen BEEtrees im Rahmen unseres Programmes, bei dem wir 10 Cent pro Produktverkauf in ausgewählte Projekte zur Förderung der Wild- und Honigbiene investieren.

    Samuel Ilg
    Über den Autor
    Samuel Ilg

    Samuel ist Mit-Gründer von beegut, begeistert von Permakultur / Restoration Agriculture, schmökert gerne Hermann Hesse und überzeugt von der Macht des Verbrauchers

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    • Dieser Artikel ist hoch interessant und gut zu lesen. Warum ich aber darauf stieß ? Immer wieder fragen sich Forscher, ob Tiere träumen ? Natürlich träumen sie, das muss man gar nicht infrage stellen. Auch Pflanzen müssten schlafen und träumen, auch wenn es sich schwer nachweisen lässt. Was in die Köpfe der Hirnforscher nicht hinein will : Im Kopf sind drei aktiv, das Gehirn, darüber das Ich, der Wille und darüber das Überhirn, das ist für unser Leben, unsere Gesundheit und unser Glück zuständig und es macht die Träume. Im Überhirn befindet sich der eiserne Auftrag der Natur : Du musst leben und du musst dich fortpflanzen. Ohne diese Einrichtung wäre überhaupt kein Leben entstanden und es ist die ständige Verbindung des Lebenshirns zu seinen Geschöpfen. Es betreut sie, solange sie existieren und nimmt sie am Ende zurück. Der Sinn des Lebens ist Kreativität, also muss auch das Überhirn, als genialste Schöpfung der Natur kreativ sein, in den Träumen und deswegen schlafen wir, damit es nicht gestört wird. Forscher haben herausgefunden, dass Quallen kein Gehirn haben, aber träumen. Das bringt sie leider nicht zu der Erkenntnis, dass das Gehirn für Träume nicht zuständig ist. Herzliche Grüße und immer viel Freude in Ihrer Arbeit. Harald Fischer.
      Das Überhirn ist der Chef und wenn es in seiner Kreativität beschnitten wird, also zu wenig Schlaf, schickt es die ganzen Übel, die allgemein bekannt sind.

      Harald Fischer am

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    Wir sind ein junges Unternehmen aus der Ostalb, unsere zwei Gründer entdeckten vor einiger Zeit Bienenprodukte für uns.

    Zu unserer Begeisterung gesellte sich recht schnell großes Erstaunen hinzu - warum sind Bienenprodukte trotz ihrer ausgezeichneten Eigenschaften in der breiten Bevölkerung doch recht wenig bekannt? Genau hier wollen wir ansetzen!

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