Innerhalb des Projekts „Wilde Honigbienen“ wollen die Stadtbienen die Honigbienen wieder zurück in die Wälder bringen. Hierfür werden Nistmöglichkeiten in Wäldern geschaffen, die von wilden Honigbienen besiedelt werden können.
Die Biene als Waldbewohner
Honigbienen sind eigentlich Waldinsekten. In dem von dichten Wäldern bedeckten Europa nisteten die Apis Mellifera in Baumhöhlen älterer Bäume, vorzugsweise an Lichtungen und Flussauen. Inzwischen sind Honigbienen in großen Teilen aus unseren Wäldern verschwunden. Die landwirtschaftlich motivierte Imkerei hat ihren Fokus auf Bienenvölker gerichtet, die durch ihre gesteigerte Leistungsfähigkeit eine große Honigernte versprechen und effiziente Bestäuber sind.
Innerhalb der letzten 100 Jahre entstand durch die intensive Nutzung der Honigbienen als Nutztier eine Abhängigkeit von menschlicher Betreuung.
Die Honigbienen werden inzwischen flächendeckend in künstlichen Behausungen gehalten, müssen regelmäßig mit Säuren behandelt werden und raffinierter Zucker wird als Winterfutter eingesetzt. Des Weiteren gingen durch die Etablierung der Forstwirtschaft Nistmöglichkeiten und Nahrungsressourcen im Wald verloren. Innerhalb dieser Entwicklung wurde die heimische Honigbiene immer mehr aus unseren Wäldern verdrängt.
Ziel des Projekts
Mit diesem Projekt sollen wilde Bestände der Honigbiene in unseren Wäldern gefördert werden. Als “Offenes Freiluftlabor” sollen interessierte Wissenschaftler:innen hier ein Versuchsfeld vorfinden, um Fragen zu diesem Thema beantworten zu können. Erhobene Daten und Erkenntnisse des Projekts werden nach dem “Open Source”-Gedanken öffentlich zugänglich gemacht.
Erste Ergebnisse
Erste Erkenntnisse der Forschung im Bereich der Wilden Honigbienen zeigt auf, dass Bienenvölker jedes Jahr den Wald besiedeln, jedoch nur eine geringe Winterüberlebensrate von 10 % aufweisen [1].
Gemäß den Untersuchungen mit Kamerafallen und Räuberausschlussexperimente der Wissenschaftler Patrick Kohl und Benjamin Rutschmann liegt dies an einem Mangel von geeigneten Nistplätzen. Vor allem im Bezug auf ihr Volumen und Fluglochgröße weisen die von den Wissenschaftlern untersuchten Nistmöglichkeiten Defizite auf.
Hier setzt das Projekt an und bietet den wilden Honigbienen künstlich gebaute Nistmöglichkeiten im Wald, die ihren Anforderungen in Bezug auf Volumen und Nesteingang entsprechen. Erwartungsgemäß müsste nach Ausbringung der Nistmöglichkeiten die Überlebensrate der Honigbienen ansteigen. Das Projektgebiet wurde so gewählt, dass durch ein diverses sowie wenig forstwirtschaftlich genutztes Gebiet gute Voraussetzungen geschaffen sind.
Zusätzlich wird innerhalb von Führungen und Seminaren das Thema „Wilde Honigbienen“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die Erforschung der wilden Honigbienen bietet großes Potential für die Honigbienen und das Ökosystem Wald. Gelingt es, stabile Populationen von Honigbienen in den Wäldern zu etablieren, würden diese durch ihre Bestäubung die Diversität und somit Resilienz des Waldes fördern.
[1] Kohl PL, Rutschmann B, Steffan-Dewenter I. 2022 Population demography of feral honeybee colonies in Central European forests. R. Soc. Open Sci.
Über den Autor
Johannes Weber
Johannes ist Imker & Gründer des gemeinnützigen Vereins Stadtbienen e.V.. Mit dem Projekt Stadtbienen werden deutschlandweit Imkerkurse & Bildungsangebote angeboten.
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