Aktion „mähfreier Mai“ 2023: Was steckt dahinter?

Geposted von Kristina Luft Kristina Luft |
Aktion „mähfreier Mai“ 2023: Was steckt dahinter?
Inhaltsübersicht

    Aktion Mähfreier Mai

    Kurz, saftig grün und unkrautfrei – englischer Rasen gilt weltweit als Symbol "höchster Gartenkultur". Doch im Mutterland des gepflegten Grasteppichs bröckeln langsam die strengen Regeln der Grünflächenpflege: In der jährlichen Aktion „No Mow May“ empfiehlt die britische Naturschutzorganisation Plantlife allen Rasenbesitzern, im Mai ihre Wiese wachsen zu lassen. Diesem Appell folgt nun auch die Deutsche Gartenbau Gesellschaft (Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V.). Doch was steckt hinter dem Mäh-Verzicht im Wonnemonat Mai? Und warum bringt „Lazy Gardening“ zehnmal mehr Bienenfutter in den Garten?

    Mai minus Mähen – brauchen wir neue Bauernregeln für den Bienenschutz?

    Im Mai schlagen nicht nur die Bäume aus, auch Gräser und Blumen beginnen zu sprießen. Viele Gartenbesitzer starten dann ihre Rasenroutine: Einige kürzen ihre Grünfläche regelmäßig am Samstagvormittag, andere schicken einen Mähroboter im Dauerdienst über ihre Außenanlagen. Doch wo liegt beim raspelkurzen Rasenteppich das Problem? 

    💡Lust auf noch mehr Bienenparadies im eigenen Garten? Hier zeigen wir dir wie du ganz einfach eine kleine Bienenweide anlegen kannst

    Kultivierte Rasenflächen beinhalten nur eine geringe biologische Vielfalt. Dass die meisten Gärten zu 50 Prozent und mehr aus Rasen bestehen, reduziert die Nahrungsquellen und Unterschlupf-Möglichkeiten für Wildbienen und andere Insekten landesweit stark. Hinzu kommt: Viele Insekten befinden sich Anfang Mai noch in ihrer Winterstarre im Boden, im trockenen Laub oder in den Ritzen von Totholz. Wer früh mäht, läuft Gefahr, die schlafenden Insekten zu „überfahren“.

    Was passiert, wenn man mal nicht mäht?

    Die Naturschutzorganisation Plantlife hat die positiven Folgen des „No Mow May“ in Großbritannien in einer wissenschaftlichen Erhebung unter der Aufsicht von Botanikern dokumentiert. Dabei zeigen sich enorme Vorteile im Hinblick auf die Bio-Diversität:

    1. Wird das Mäh-Intervall auf einen Monat ausgedehnt, klettert die Nektar- und Pollenproduktion einer Wiese bis auf das Zehnfache. Der Grund: Niedrigwachsende Pflanzen wie Gänseblümchen, Weißklee und Gewöhnlicher Hornklee sind gut daran adaptiert, in kürzerem Rasen zu gedeihen. Sie entwickeln niedere, kräftige Stängel und werden vermehrt zum Blühen stimuliert, wenn die alten Blüten alle vier Wochen gekappt werden. Auf diese Weise steigt der Nektar- und Pollenoutput pro Quadratmeter deutlich.
    2. Ein noch längeres Mäh-Intervall (z.B. nur zweimal pro Jahr) maximiert dagegen die ökologische Vielfalt des Wiesenstücks. In unberührten Flächen wachsen bald auch langstielige und seltenere Blumen wie Acker-Witwenblume, Flockenblume oder Rotklee.

    Mähen oder nicht mähen - was empfehlen die Experten?

    Wildblumen

    Die Survey-Ergebnisse unterstützen eine Kombi-Strategie: Einige Wiesenstücke im Garten sollte man während der Vegetationsperiode völlig unberührt lassen, um die maximale Vielfalt an Kultur- und Wildblumen zu fördern. Andere Flächen, z.B. die Wege zwischen Bienenweiden, darf man dagegen jeden Monat auf etwa 5 cm Höhe kürzen. Hier bringen Gänseblümchen und Co dann maximalen Nektar- und Pollen-Output. Die britischen Botaniker wollen gar errechnet haben, dass ein durchschnittlicher Rasen pro Tag genug Nektar für 1088 Honigbienen hervorbringen kann, wenn man das Mähen reduziert.

    Welche Vorteile kann eine Mahd haben?

    Die natürliche Artenvielfalt zu erhöhen, ist auch das Ziel im beegut-Wiesenprojekt. Hier haben wir euch bereits gezeigt, wie man eine Bienenweide ohne Umgraben anlegt. Ganz ohne Mähen kommen wir allerdings nicht aus, denn damit verhindert man auch, dass sich invasivere Pflanzenarten zu leicht durchsetzen und dadurch die Vielfalt minimieren würden. Bei uns steht der Wiesenschnitt sehr spät im Jahr an, wenn die meisten Blumen bereits ausgeblüht sind.

    Doch wieso ist das Mähen überhaupt nötig? Kann man die Pflanzen nicht einfach ausblühen, vertrocknen und anschließend auf der Fläche stehenlassen?

    Einerseits: Ja, gern! Denn die trockenen Stängel und Stauden bieten Wildbienen und anderen Insekten einen Unterschlupf im Winter. Andererseits wachsen die Blumen im Folgejahr leichter hoch, wenn die vorherige Generation abgemäht wurde.
    Und schließlich kommt es auf die Bodenbeschaffenheit an: Wer die vertrocknenden Blumen der vergangenen Saison kompostieren lässt, schafft einen „fetten“ Boden mit reichlich Nährstoffen. Viele Wildblumen gedeihen jedoch besser auf mageren Böden. Gerade auf lehmhaltigen und nährstoffreichen Grund empfiehlt es sich deshalb, am Ende der Saison zu Mähen und den Grünschnitt abzuräumen. So entstehen optimale Wachstumsbedingungen für eine bunte Wiese aus bienenfreundlichen Pflanzen.

    Kristina Luft
    Über den Autor
    Kristina Luft

    Kristina ist bei beegut seit Stunde 0, trinkt mehr (Wild-)Kräutertees als Wasser und stolze Besitzerin eines Hochleistungsmixer mit 3 PS (!).

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    • wenn man eine Wiese mähen will geht das nicht mehr mit einem normalen Rasenmäher, das bedeutet, die Wiesenbesitzer müssen sich technisch umrüsten meist in Form eines Freischneiders. Ein elektrisch betriebener schafft das nicht, also braucht es einen benzinbetriebenen. Der macht viel Krach, stinkt und dann hat man das Problem „wohin mit der Mahd“. Eine Abfuhr kostet mich mehr als hundert Euro. Gemäht und eingebracht habe ich die Mahd dabei noch selbst. Ein nicht ganz billiges Verfahren.
      Welche Lösungen schlagen Sie vor?
      Dazu hätte ich mir auch gleich eine Antwort gewünscht in Ihrem Artikel.
      Mit freundlichen Grüßen
      Christine Steck


      ———
      beegut:
      Lieben Dank für den Kommentar, Christine,

      die besten Erfahrungen haben wir mit einer Sense gemacht. Dazu ist sicher etwas Übung notwendig, doch wenn man den Dreh mal raus hat, geht das schneller und effektiver als mit dem Freischneider. Die Mahd kann man beispielsweise nach Absprache auch zu lokalen Bauern bringen, die dann Ballen pressen für Kleintiere (als Beispiel). Viele kleinere Bauern holen die Mahd auch gerne mal ab und kümmern sich darum (also wenden und trocknen). Hier lohnt es sich, mal bei den Bauern nachzufragen :-)

      Beste Grüße

      Martina vom beegut-Team

      >

      Steck Christine am
    • Hallo Kristina, ich lasse bei uns auch immer wieder einzelne Bereiche der Wiese übers Jahr stehen, allerdings weiss ich nie so richtig wie man das hohe Gras dann im Herbst mähen soll. Ich habe nur einen normalen Elektromäher und der rupft dann beim Mähen dieser Stellen die Gräser so stark weil er eigentlich mit dieser Höhe nicht mehr klar kommt. Sieht dann ziemlich doof aus! Sense wäre wahrscheinlich gut, aber das traue ich mir nicht so zu :-D
      Hast Du vielleicht noch einen Tipp? Liebe Grüße, Ina
      ———
      beegut:
      Am 10.05.2023 um 20:04 schrieb Sunny@comment.sunnysideapps.com: Hey Ina :) Ja das kennen wir auch, wir mähen aber meist im Sommer das erste mal und dann im Herbst den zweiten Schnitt. Wobei wir unsere Blühstreifen stehen lassen. Du kannst es mal mit einem Akku Rasentrimmer versuchen (wenn die Flächen nicht zu groß sind), den kann man auch oftmals im Baumarkt für einen Tag ausleihen. Ansonsten wie du sagst mit der Sense, das ist dann auch gleich ein kleines Workout und mit etwas Übung klappt es eigentlich auch ganz gut ;) >

      Ina am
    • Danke für Ihren Artikel. Dieser hat mich “erinnert” mit dem Mähen noch zu warten. Auf 2 kleinen Rasenflächen mähen wir schon seit Jahren immer um wilde Schlüsselblumen herum …

      Peter Arnst am

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